Du hast Interesse an einem guten, sicheren Arbeitsplatz, der nebenbei noch das Klima rettet? Du möchtest gutes Geld verdienen und damit noch der Gesellschaft etwas gutes tun? Wir müssen dich leider enttäuschen, das lässt sich bei Porsche leider nicht vereinen.
Den Bildern und Berichten nach wird dort an einer grünen, nachhaltigen Zukunft geforscht und der Antrieb von Morgen entwickelt. Aber ist diese Fabrik und die E-Auto-Entwicklung insgesamt wirklich so zukunftsorientiert wie wir glauben sollen? Laut Werbung und Politik ist es klar: Das E-Auto Made in Germany ist die Zukunft. Aber hat die Autoindustrie wirklich plötzlich ihr Herz für’s Klima entdeckt? Tatsache ist: sie hat seit Jahren mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen und braucht dringend neue Märkte. Die findet sie zunehmend im E-Auto. Denn diese sind vor allem für reiche Kundschaft gebaut und werden oft als Zweit- oder Drittwagen verwendet und ergänzen nur den traditionellen Verbrenner. So kann die Autoindustrie nicht nur weiter produzieren wie bisher, sondern auch noch ein grünes Image verkaufen. Diese Entwicklung wird von Teilen der Politik unter „grünem“ Anstrich gefördert. Gerettet wird so nicht das Klima sondern die Gewinne der Familie Porsche. In dieses Bild passt auch die neu geplante Fabrik in K-furt. Nach eigener Aussage des Geschäftsführers Markus Gräf von der Cellforce Group soll hier vor allem für den Luxusmarkt geforscht und produziert werden.
Eine grüne Produktion für den Individualverkehr gibt es nicht! Es nützt niemandem, außer einigen Konzernbossen, wenn wir in Abhängigkeit vom Auto gehalten werden. Abhängigkeit vom Auto bedeutet Unmengen an CO2-Ausstoß und verstopfte Innenstädte. Für die arbeitende Bevölkerung wäre es am Besten, wenn das Bus- und Bahnnetz so ausgebaut wird, dass ein Auto nicht mehr nötig ist. Kostenloser ÖPNV statt Unsummen für Kauf, Reparatur, Parken und Unterhalt von einem privaten Auto! Mehr Lebensqualität und lebenswerte Städte statt Hitzeinseln und Asphaltmeer!
Doch auch die Forschung selbst ist nicht so grün, wie sie sich gerne gibt. Für die Batterien werden viele Rohstoffe importiert, die – wie Lithium in Bolivien und Chile – unter massiven Umweltschäden produziert werden oder wie Kobalt oft unter menschenverachtenden Bedingungen abgebaut werden.
Lithium ist noch dazu in der Produktion extrem gefährlich, weil es fast nicht zu löschen ist, wenn es sich einmal entzündet hat. Immer wieder kommt es in Fabriken, die mit Lithiumbatterien arbeiten zu schweren Unfällen und Todesopfern. Dieses Jahr kamen es beispielsweise in Südkorea in einer Batteriefabrik durch einen Lithiumbrand 22 Arbeiter*innen ums Leben. [1]
Machen wir uns nichts vor: Die Lösung der Klimakrise wird nicht sein, dass wir alle Verbrenner-Autos einfach durch E-Autos ersetzen. Das wäre für die durchschnittlich verdienenden Menschen nicht leistbar und noch dazu ökologischer Wahnsinn. Was ist aber unsere Alternative zur Lösung der immer dringender werdenden Klimakrise? Für uns ist klar, dass innerhalb des kapitalistischen Systems keine Lösung gefunden werden kann, die den Verkehr nach den Bedürfnissen der Menschen ausrichtet. Die Autoindustrie in Deutschland und weltweit hat ein Interesse daran, dass jeder Mensch ein eigenes Auto besitzt. Weil dieser Industriezweig so groß und mächtig ist, hat der deutsche Staat auch ein Interesse daran, möglichst gute Rahmenbedingungen für den individuellen Autoverkehr zu schaffen. Deswegen werden Autobahnen ausgebaut, aber das Schienennetz wird marode alleine gelassen und ausverkauft! Wir fordern: die Wirtschaft muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Die Macht einiger weniger über den riesigen Industriezweig der Autoproduktion muss gebrochen werden, damit wir als Gesellschaft endlich demokratisch selbst bestimmen können, wie wir uns fortbewegen wollen!
Die Lösung dafür ist die Vergesellschaftung und Umgestaltung der Autoindustriebetriebe. Das aber muss zulasten derjenigen gehen, die die Klimakrise mit zu verantworten haben, den Porsches und Musks dieser Welt, und nicht zulasten der Arbeiter*innen in dieser Branche! Wir brauchen hier keine neuen ökologisch fragwürdigen Fabriken für das neueste Porsche-Luxusmodell, sondern gut bezahlte und sichere Arbeitsplätze, die Straßenbahnen, Schieneninfrastruktur, Busse oder ähnliches bauen, das der gesamten Gesellschaft zugutekommt.
Du siehst das ähnlich? Dann schau doch mal beim Antikapitalistischen Klimatreffen Tübingen vorbei und werde aktiv!
Über uns:
Das Tübinger offene antikapitalistische Klimatreffen (TOAKT) kämpft für Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Mobilität. Uns eint der Grundsatz es gibt keinen „grünen“ Kapitalismus. Wir treffen uns jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat in der Münzgasse 4 im Linken Laden Trude Lutz.
[1] https://www.nbcnews.com/news/world/fire-south-korea-lithium-battery-plant-kills-least-16-people-rcna158536