Was soll das? In der letzten Tarifrunde haben die Busfahrer*innen erst eine dringend nötige aber viel zu niedrige Lohnerhöhung von insgesamt 14% erkämpft. Sofort wird diese gerade einmal die Inflation ausgleichende Erhöhung auf die Fahrgäste umgelegt: Die Preise für Fahrkarten im Nahverkehr steigen heute, zum 1. Oktober, um satte 11%. Das wollen wir nicht hinnehmen!
Offiziell begründen die Stadtwerke die Erhöhung einerseits mit den gestiegenen Kraftstoff-, Material- und Energiekosten, andererseits mit den nun zu zahlenden höheren Löhnen für Busfahrer*innen. Diese Abwälzung der gestiegenen Lohnkosten auf uns Verbraucher*innen ist sowohl unverschämt als auch intransparent.
In Zeiten, in denen viele Menschen schauen müssen, wie sie über die Runden kommen, bewirkt diese Maßnahme eine weitere Belastung und im Zweifel eine Entscheidung gegen den ÖPNV. Diese Preiserhöhung bringt das Ziel einer sozial gerechten Verkehrswende kein Stück näher und widerspricht auch den Zielen, die sich die Stadt mit ihrem Klimaschutzprogramm selbst gesetzt hat.
Die Begründung, dass für die Preiserhöhung maßgeblich die höheren Löhne der Busfahrer*innen verantwortlich sind, akzeptieren wird nicht. Damit wird ein Keil zwischen Beschäftigte und Fahrgäste getrieben, obwohl unsere Interessen hier die gleichen sind: Guter ÖPNV bedeutet sowohl gute Bezahlung für die Beschäftigen, als auch bezahlbare Ticketpreise und in letzter Konsequenz kostenloser ÖPNV. Mit dieser Begründung wird auch verschleiert, dass es mit dem entsprechenden politischen Willen auch anders gehen würde. Die Aufsichtsräte von Naldo und TüBus – in letzterem sitzen unter anderem die Tübinger Gemeinderät*innen – sind keineswegs gezwungen, die durch Lohnerhöhung entstanden Mehrkosten auf die Verbraucher*innen abzuwälzen. Da die genauen Überlegungen und Berechnungen, die in die Entscheidung geflossen sind, nicht transparent sind, bleiben bei uns viele Fragen zurück. An wie viel Geld fehlt es wirklich und welche anderen Optionen zur Finanzierung wurden in Betracht gezogen – oder eben nicht?
Klar ist für uns jedoch, dass die Erhöhung der falsche Weg ist. Wenn mit der Mobilitätswende ernst gemacht werden soll, darf der ÖPNV nicht dem Profitzwang unterworfen sein, für den diese Preiserhöhung steht. Es braucht langfristige Lösungen, wie ein kostenloser ÖPNV aufgebaut werden kann, der uns allen zugute kommt – Fahrgästen und Busfahrer*innen gleichermaßen.